Es geht langsam zu in Namur, der Wallonischen Hauptstadt im Süden Belgiens – eine Hochburg für Trödel, Antiquitäten, Kunst, Kitsch und Vintage. Das Stadtbild ziert eine legendäre, lustige Skulpturengruppe aus Bronze, deren Hauptfigur eine Schnecke ist, die für das genießerisch, gemäßigte Tempo steht.
Das mittelalterliche Namur, in der die Flüsse Maas und Sambre zusammenfließen, ist eine Augenweide und eine wahre Fundgrube für Kunstliebhaber und Sammler. Etwa in Bahnhofsnähe, etwas abgelegen, könnte man schon fündig werden. In einem ehemaligen Zollhaus befindet sich das Second-Hand-Kaufhaus Ravik Boutique. Allein schon beim Betrachten von Inneneinrichtungen und dem Inventar kann man eine Menge Zeit vertrödeln. Je näher man der Altstadt rückt und ihren schönen Art Deco Häusern sowie eleganten Geschäften, um so anheimelnder wird es. Es überrascht immer wieder, wie viele Vintage-Läden, Antiquariate und Antiquitäten zu finden sind. Krempel von billig bis edel, man kommt aus dem Staunen und Stöbern nicht heraus. Selbst Lokale bedienen sich mit skurrilen Ausstattungen wie in der Café-Bar „Art Salon“ am Place Rue de Quebec.
Vor großartiger Kulisse findet sonntags der Trödelmarkt an der Maas statt. Auf der anderen Uferseite schmiegen sich hübsche, kleine Wohnhäuser aneinander und über dem Berghang thront die Zitadelle.
Im nahe gelegenen Ort Temploux steht ein ganzes Dorf Kopf, wenn einmal im Jahr zwei Tage lang bis nachts der größte und berühmteste Trödelmarkt der Wallonie stattfindet. Im Umkreis von drei Kilometern sind weit über 1.000 Stände bestückt. Seit 1979 kann jeder Einwohner in sämtlichen belgischen Orten mit dem Trödeln, was er nicht mehr benötigt oder haben möchte.
Antiquitätenmärkte finden auch im Schloss Deulin bei Hotton statt. Der junge Graf Simon de Harlez führt Besucher durch die Gemächer. Die reichhaltige Sammlung aus dem 18. und 19. Jahrhundert besteht aus Mobiliar und Antiquitäten, die käuflich zu erwerben sind. Auch internationale Hochzeitsgesellschaften geben sich im Schloss gern ein Stelldichein. Im schönen Gastraum stellt sich ein Schluck Chateau aus eigenem Weinanbau als Genuss heraus.
Ein schöner Spruch von Wilhelm Busch besagt: „Froh schlägt das Herz im Reisekittel, vorausgesetzt man hat die Mittel.“
Text und Fotos: Elke Petra Thonke