Zwischen dem beliebten Höhenweg Rennsteig im südlichen Thüringer Wald und dem nördlichen Oberfranken erstreckt sich die vielseitige Urlaubsregion Coburg.Rennsteig. Diese Region, die ehemalige Residenzstadt Coburg und ihr abwechslungsreiches Umland, sind geprägt von prachtvollen Schlössern, gut erhaltenen Burganlagen und mittelalterlichen Städten.
Eine Reise durch Coburg bietet eine faszinierende Mischung aus historischen Erkundungen und kulturellen Erlebnissen, die sowohl die Vergangenheit als auch die Gegenwart dieser reichen Landschaft zum Leben erwecken.
Die Veste Coburg: Die „Fränkische Krone“
Die Veste Coburg, auch als „Fränkische Krone“ bekannt, ist ein Muss für jeden Besucher der Region. Die beeindruckende Festung erhebt sich majestätisch auf einer Berghöhe und dominiert nicht nur das Stadtbild von Coburg, sondern auch die gesamte umliegende Landschaft. Von den Bastionen der Veste Coburg aus hat man einen atemberaubenden Blick, der sich vom Thüringer Wald bis zur Fränkischen Alb erstreckt. Besonders bemerkenswert sind die Sichtachsen, die berühmte Barockbauten einschließen. So finden sich eine Vielzahl von Schlössern und herrschaftlichen Landsitzen in der Region, darunter Rosenau, Falkenegg und Callenberg. Diese Adelssitze sind zumeist auf Kuppen oder Hügelketten mit direkter Sichtbeziehung zur ehemaligen Residenzstadt Coburg gelegen. Und sie sind reich ausgestattet mit großen Parkanlagen, Laubengängen, Springbrunnen, Orangerien, Wasserspielen und Grotten. Die Herzöge und der Landadel nutzten diese prachtvollen Anwesen als Lustschlösser und Sommersitze.
Die Veste Coburg selbst atmet den Hauch der Spätgotik und Renaissance. Die Anfänge der heutigen Burganlage gehen auf die Zeit der Staufer im frühen 13. Jahrhundert zurück. Eine kulturelle Blüte erlebte die Veste im 16. Jahrhundert unter den sächsischen Kurfürsten. Im 19. Jahrhundert entwickelten die Herzöge von Sachsen-Coburg und Gotha die Festung zu einem Zentrum von Kunstsammlungen von Weltrang. Das Museum der Veste Coburg beherbergt heute eine Vielzahl wertvoller kunst- und kulturgeschichtlicher Sammlungen, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichen. Zu erwähnen sind zahlreiche Werke von Lucas Cranach dem Älteren sowie Lucas Cranach dem Jüngeren. Sie werden erstmals in einer neuen Dauerausstellung konzentriert präsentiert.
Abendlicher Rundgang mit dem Coburger Nachtwächter
Ein weiteres Highlight der Reise durch Coburg ist der abendliche Rundgang mit dem Coburger Nachtwächter. Dieser Spaziergang durch die verwinkelten Gassen der historischen Altstadt bietet eine einzigartige Möglichkeit, Coburg von einer seiner schönsten und geheimnisvollsten Seiten zu erleben. Bei Nacht entfaltet der Marktplatz mit seiner stimmungsvollen Beleuchtung einen besonderen Zauber. Die historischen Gebäude erstrahlen in einem geheimnisvollen Licht, das die Vergangenheit lebendig werden lässt.
Der Nachtwächter erzählt auf diesem Rundgang faszinierende Anekdoten und Sagen über Coburg. Diese Geschichten, teils gruselig, teils humorvoll, geben einen tiefen Einblick in das Leben der Stadt in vergangenen Zeiten. Der Beruf des Nachtwächters hatte bis Ende des 19. Jahrhunderts eine besondere Funktion in den Städten: Sie sorgten für Ordnung, warnten die Bürger vor Feuer und Dieben und kündigten die Stunden an. Mit einer traditionellen Laterne und Hellebarde ausgestattet, führt der Nachtwächter die Besucher durch die Gassen und lässt so eine alte Tradition wiederaufleben.
Schloss Ehrenburg: Ein Juwel des europäischen Hochadels
Einen tiefen Einblick in die Geschichte des europäischen Hochadels bietet Schloss Ehrenburg. Das Schloss wurde im 16. Jahrhundert als repräsentative Stadtresidenz der Coburger Herzöge errichtet und ist ein herausragendes Beispiel für die architektonische und kulturelle Entwicklung der Region. Der Bau des Schlosses wurde 1543 von Johann Ernst von Sachsen-Coburg in Auftrag gegeben, um an die Stelle eines aufgehobenen Franziskanerklosters zu treten. Bereits fünf Jahre später konnte der Herzog seine Hofhaltung von der Veste auf dem Burgberg hinab in die Stadt verlegen.
Nach einer Brandkatastrophe im späten 17. Jahrhundert wurde das Schloss unter Herzog Albrecht zu einer prächtigen barocken Residenzanlage ausgebaut. Heute sind aus dieser Zeit Räume mit üppigen Stuckaturen oberitalienischer Meister, die Hofkirche und der sogenannte Riesensaal erhalten. Dieser prächtige Festsaal verdankt seinen Namen den 28 mächtigen Hermen, die als Pfeilerfiguren das umlaufende Gebälk tragen.
Unter Herzog Ernst I. erfuhr Schloss Ehrenburg eine neugotische Umgestaltung, die ab 1810 nach den Plänen des Architekten Karl Friedrich Schinkel durchgeführt wurde. Die Appartements des Schlosses wurden im Stil des französischen Empire erneuert und mit prunkvollen Möbeln, Uhren, Leuchtern und Tapisserien aus bedeutenden Pariser Manufakturen ausgestattet.
Die Bedeutung des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha im europäischen Hochadel wird durch zahlreiche Porträts in den Schlossräumen illustriert. Besonders beeindruckend ist das Schlafzimmer, das Queen Victoria gern nutzte. Darüber hinaus können Besucher zwei Bildergalerien mit Werken von Lucas Cranach dem Älteren sowie holländischen und flämischen Künstlern des 16. und 17. Jahrhunderts bewundern.
Zeitreise durch das mittelalterliche Seßlach
Ein besonderes Juwel der Region ist die mittelalterliche Stadt Seßlach, die außergewöhnlich gut erhalten ist. Seßlach bezaubert mit seiner nahezu vollständig erhaltenen Stadtmauer und den historischen Fachwerkhäusern. Ein Spaziergang durch die engen Gassen lässt Besucher in die Vergangenheit eintauchen, wo die Geschichte in jeder Ecke lebendig wird.
Die Stadtmauer von Seßlach, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, umschließt die Altstadt vollständig und ist eine der am besten erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigungen in Deutschland. Die gut erhaltenen Tore und Türme der Stadtmauer bieten einen beeindruckenden Anblick und erinnern an die Bedeutung von Seßlach im Mittelalter. Die Schließzeiten der Tore sollten bei einem Besuch in Seßlach immer beachtet werden.
Regionale Brautradition mit den Seßlacher Mönchen
Ein weiteres Highlight der Reise durch Seßlach ist die Einführung in die regionale Brautradition durch die Brauhausfreunde, auch Seßlacher Mönche genannt. Diese (Freizeit-)Mönche haben es sich zur Aufgabe gemacht, das Seßlacher Brauhaus in seiner Erhaltung zu unterstützen und die lange Brautradition der Region zu beleben und zu bewahren. Diese Erfahrungen teilen sie gerne mit Interessierten.
Bei einer Führung durch das historische Kommunbrauhaus können Besucher die Kunst des Bierbrauens hautnah erleben und die verschiedenen Biersorten probieren, die nach alten Rezepturen hergestellt werden.
Die Bierprobe mit den Seßlacher Mönchen ist nicht nur eine kulinarische, sondern auch eine kulturelle Erfahrung, die einen tiefen Einblick in die Traditionen und das handwerkliche Können der Region bietet.
Die Besucher erfahren, wie das Bier gebraut wird, das Käufer auch heute noch zu festgelegten Zeiten direkt aus der Brauerei abholen können und wofür auch schon mal die Straße gesperrt wird. Und sie erfahren gleichermaßen, welche Bedeutung es in der Geschichte und Kultur von Seßlach und der umliegenden Region hat. Aber was ist ein kühles Bier ohne eine kräftige Stärkung. Und so kommen Schmätzchen und Rutscher ins Spiel.
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Fränkische Spezialitäten: Von Brotkunst, Schmätzchen und Rutschern
Die kulinarischen Genüsse der Region sind ebenso vielfältig wie ihre Geschichte und Kultur. Besonders hervorzuheben sind die fränkischen Spezialitäten, die Besucher in Coburg und Umgebung entdecken können. Die Brotkunst ist in Franken eine besonders geschätzte Tradition. Zahlreiche Bäckereien bieten eine Vielzahl von Brotsorten an, die nach traditionellen Rezepten gebacken werden und für ihre hervorragende Qualität bekannt sind.
Eine Coburger Spezialität sind „Schmätzchen“: kleine, knusprige Lebkuchen-Gebäcke, die in verschiedenen Varianten und Geschmacksrichtungen erhältlich sind und bereits seit 125 Jahren in der Vestestadt gebacken werden. Diese Leckerbissen sind ein beliebter Snack und ein perfektes Souvenir für jeden Besucher.
„Rutscher“ sind ein typisches Coburger Gericht, das besonders in der kalten Jahreszeit geschätzt wird. Diese herzhaften Knödel werden aus rohen und gekochten Kartoffeln hergestellt und oft mit einem kräftigen Braten und Sauerkraut serviert. Die Kombination aus den saftigen Rutschern und den würzigen Beilagen ist ein wahrer Gaumenschmaus und ein Muss für jeden, der die regionale Küche kennenlernen möchte.
Geteilte Geschichte im geschleiften Dorf Billmuthausen
Ein weiterer faszinierender Aspekt der Region Coburg.Rennsteig ist die geteilte Geschichte, sichtbar im geschleiften Dorf Billmuthausen und am Naturschutzprojekt „Grünes Band“. Billmuthausen, einst ein kleines Dorf, wurde während des Kalten Krieges von den Grenztruppen der DDR zerstört, um ein Grenzsperrgebiet zu schaffen. Bis zum Jahr 1978 existierte das Dorf mit Kirche, Gutshof, Wohnhäusern, Ställen und Scheunen. Heute erinnert eine Gedenkstätte an das Schicksal des Dorfes und seiner Bewohner.
Das „Grüne Band“ ist ein einzigartiges Naturschutzprojekt, das sich entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze erstreckt. Dieses 1.400 Kilometer lange Biotopnetzwerk ist heute ein lebendiges Denkmal für die deutsche Teilung und Wiedervereinigung. Es verbindet wertvolle Lebensräume und bietet seltenen Pflanzen und Tieren einen geschützten Lebensraum. Besucher können am „Grünen Band“ entlang wandern und dabei sowohl die natürliche Schönheit als auch die historische Bedeutung dieser einzigartigen Landschaft erleben.
Vielseitige Mischung
Die Region Coburg.Rennsteig ist ein wahrer Schatz für Reisende, die Geschichte, Kultur und Natur erleben möchten. Von der majestätischen Veste Coburg über das prächtige Schloss Ehrenburg und die charmanten Gassen der Altstadt bis hin zu den mittelalterlichen Straßen von Seßlach bietet die Region eine Fülle von Erlebnissen, die jeden Besucher in ihren Bann ziehen. Die Mischung aus historischer Pracht, kultureller Vielfalt und kulinarischen Genüssen macht eine Reise in diese Region zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Ob bei einem abendlichen Spaziergang mit dem Nachtwächter, einer Führung durch die historischen Brauereien, einem Besuch der zahlreichen Museen und Schlösser oder einer Wanderung entlang des „Grünen Bandes“ – Coburg.Rennsteig bietet eine Zeitreise, die die Vergangenheit lebendig werden lässt und gleichzeitig die Schönheit und Vielfalt der Gegenwart feiert. Diese Region ist ein lebendiges Zeugnis der reichen Geschichte und Kultur Deutschlands und lädt dazu ein, entdeckt und erlebt zu werden.
Fotos: A. Strebe