Potsdam: Auf den Spuren von Karl Foerster

Senkgarten am Foerster-Haus.
Senkgarten und Foerster-Haus.

Potsdam, die Hauptstadt Brandenburgs, ist eine Stadt reich an Geschichte und Kultur. Neben den berühmten Schlössern und Parks wie Sanssouci und dem Neuen Garten bietet Potsdam auch eine tiefe Verbindung zur Gartenkunst und Botanik. Einer der einflussreichsten Gärtner des 20. Jahrhunderts, Karl Foerster, hinterließ hier seine Spuren. Anlässlich seines 150. Geburtstags gehen wir (mit dem Fahrrad) auf eine Reise durch Potsdam, um Foersters Leben und Werk zu erkunden.

Das Karl Foerster Haus
Das Karl-Foerster-Haus in Potsdam Bornim.
Das Karl-Foerster-Haus in Potsdam Bornim.

Die erste Station ist das Karl Foerster Haus im Potsdamer Stadtteil Bornim, nicht weit von Schloss Sanssouci entfernt. Dieses Anwesen diente Karl Foerster (1874-1970) als Wohn- und Arbeitsort. Foerster war ein Pionier der Staudenverwendung im Gartenbau und setzte sich für naturnahe und pflegeleichte Gärten ein. Er hinterließ ein unschätzbares Erbe, das bis heute in Potsdam erlebbar ist. Der Garten gehört zu den meistbesuchten Privatgärten Deutschlands und ist ein Mekka für Gartenfreunde. Das Haus ist heute ein Museum und bietet einen eindrucksvollen Einblick in sein Leben und seine Arbeit.

Ein üppiger Garten, der viele von Foersters berühmten Pflanzen enthält, umgibt das Haus. Fast 60 Jahre lang diente der Garten Foerster als Schau- und Versuchsgarten. Besonders hervorzuheben ist der Senkgarten mit Pflanzentreppen, Gartenteich, Stauden und Buchsbaumhecken. Ein Spaziergang durch den Garten offenbart die Vielfalt und Schönheit der von ihm gezüchteten Stauden wie Phlox und Delphinium. Diese Pflanzen sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch robust und langlebig, Eigenschaften, die Foerster besonders wichtig waren.

Freundschaftsinsel mit Inselgärtner Thoralf Götsch
Foersters Wirken auf der Freundschaftsinsel.
Foersters Wirken auf der Freundschaftsinsel.

Auch auf der Freundschaftsinsel von Potsdam hat sich Foerster verewigt. Ab 1937 beteiligte er sich am Anlegen der Schau-, Lehr- und Sichtungsgärten. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg begleitete Foerster die Neuanlage der Insel. Heute lädt die Insel mitten in der Havel mit Fontänen, Pflanzbecken sowie Sumpf- und Uferzonen zum Verweilen und Erholen ein.

Inselgärtner Thoralf Götsch kümmert sich seit Jahren um die Pflege und Weiterentwicklung der Gartenanlagen und weiß interessante Details zu berichten.

Götsch erläuterte bei einem Rundgang die Geschichte der Freundschaftsinsel und Foersters Einfluss auf ihre Gestaltung. Umfangreiche Staudenbeete, genau aufeinander abgestimmt, wurden hier unter der Leitung von Karl Foerster angelegt. Die Beete sind so geplant, dass sie das ganze Jahr über attraktiv sind und immer wieder neue Pflanzenkombinationen und Farbschemata bieten. Foerster legte zudem großen Wert darauf, dass die Pflanzen nicht nur schön, sondern auch nützlich für die Tierwelt sind. Viele der Blumen und Gräser, die hier wachsen, dienen als wichtige Nahrungsquellen für Insekten und Vögel.

Nach seinem Tod wurde Foerster mit einem Denkmal auf der Freundschaftsinsel geehrt, das ein Zitat des Gartenphilosophen trägt: „Wer Träume verwirklichen will, muss wacher sein und tiefer träumen als andere!“

Jubiläumsveranstaltungen im Jahr 2024

Potsdam feiert im Jahr 2024 den 150. Geburtstag von Karl Foerster, der am 9. März 1874 geboren wurde. Anlässlich dieses Jubiläums finden zahlreiche Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Die zentrale Veranstaltung ist die Ausstellung „Karl Foerster. Neue Wege – Neue Gärten“ im Potsdam Museum, die im Frühjahr eröffnet wurde. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz stellt Exponate aus dem Karl-Foerster-Haus in Potsdam-Bornim zur Verfügung, die bislang noch nie gezeigt wurden. Diese Ausstellung bietet einen noch umfassenderen Einblick in die Schaffenswelt des Gärtners.

Das ganze Jahr über werden Führungen durch den Schaugarten Karl Foersters an seinem Wohnhaus in Potsdam-Bornim angeboten. Diese Führungen vermitteln viel Wissenswertes über die Anlage und seinen Schöpfer. Seit Mai organisiert die PMSG Potsdam Marketing und Service GmbH geführte Radtouren durch das grüne Potsdam, bei denen die Teilnehmer Orte besuchen, die von Karl Foerster und anderen bedeutenden Gärtnern geprägt wurden.

Ausstellung „Neue Wege – neue Gärten“ im Potsdam Museum
Foersters Schreibtisch ist im Potsdam Museum zu sehen.
Foersters Schreibtisch im Potsdam Museum.

Ein Besuch der Ausstellung „Neue Wege – neue Gärten“ im Potsdam Museum offenbart sich den innovativen Ideen und dem unermüdlichen Schaffen von Karl Foerster und anderen Gartenkünstlern seiner Zeit. Die Ausstellung zeigt, wie sich die Gartenkunst im Laufe des 20. Jahrhunderts entwickelt hat und welche Rolle dabei Persönlichkeiten wie Foerster spielten.

Die Ausstellung umfasst zahlreiche Originaldokumente, Fotos und Pflanzenzeichnungen, die einen lebendigen Eindruck von der kreativen Arbeit und den Experimenten dieser Gartenpioniere vermitteln.

Besonders faszinierend sind die interaktiven Stationen, an denen Besucher selbst Hand anlegen und verschiedene Gartenstile und Pflanzkombinationen ausprobieren können.

Russische Kolonie Alexandrowka

Nach den intensiven Einblicken in die Welt der Gartenkunst darf ein kurzer Abstecher zur Russischen Kolonie Alexandrowka nicht fehlen. Diese historische Siedlung wurde 1826 von König Friedrich Wilhelm III. erbaut und diente als Wohnort für russische Sänger des preußischen Heeres. Die Kolonie besteht aus 13 Holzhäusern im russischen Stil, umgeben von großzügigen Gärten. Die von Landschaftsarchitekt Peter Joseph Lenné entworfenen Gartenanlagen sollten den Sängern eine besondere Atmosphäre für Musik und Muße bieten.

Die Kolonie ist ein bedeutendes Zeugnis der deutsch-russischen Beziehungen im 19. Jahrhundert. Die gut erhaltenen Häuser und Gärten bieten einen faszinierenden Kontrast zu den vorherrschenden barocken und preußischen Einflüssen in Potsdam. Besonders beeindruckend ist der Obstgarten, der zur Erntezeit eine Vielfalt an Früchten bietet und einen Einblick in die traditionelle Gartenkultur Russlands gibt.

Biosphäre Potsdam
Die Biosphäre Potsdam
Die Biosphäre Potsdam.

Den Abschluss unserer Reise bildet ein Besuch der Biosphäre Potsdam. Dieses Tropenhaus bietet eine Reise durch die Flora und Fauna der tropischen Regenwälder. Mit über 20.000 Pflanzenarten und zahlreichen Tieren, von Schmetterlingen über Vögel bis hin zu exotischen Fischen, ist die Biosphäre ein wahres Paradies für Naturliebhaber.

Der Schmetterlingsgarten ist besonders beeindruckend. Hier fliegen hunderte farbenprächtige Schmetterlinge frei umher und schaffen eine magische Atmosphäre. Auch der Dschungelpfad, der durch dichte Vegetation und über kleine Wasserfälle führt, vermittelt einen authentischen Eindruck von der Vielfalt und Schönheit der tropischen Natur.

Die Biosphäre Potsdam bietet nicht nur einen faszinierenden Einblick in eine andere Klimazone, sondern ist auch ein Ort der Bildung und des Engagements für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Zahlreiche Ausstellungen und Workshops informieren über die Bedeutung der Regenwälder und die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind.

Grüne Leidenschaft
Senkgarten am Foerster-Haus.
Senkgarten am Foerster-Haus.

Eine Reise nach Potsdam ist eine faszinierende Entdeckungsreise durch die Welt der Gartenkunst und Natur. Die Begegnung mit dem Erbe von Karl Foerster und den lebendigen Zeugnissen seiner Arbeit ist ebenso inspirierend wie lehrreich. Potsdam, mit seinen vielfältigen kulturellen und botanischen Schätzen, ist ein Muss für jeden, der sich für Gärten, Geschichte und Natur interessiert.

Ob im Karl Foerster Haus, auf der Freundschaftsinsel, im Potsdam Museum, in der Russischen Kolonie Alexandrowka oder in der Biosphäre Potsdam – überall spürt man die Leidenschaft und Hingabe, mit der Menschen wie Karl Foerster die Welt ein Stückchen schöner und lebenswerter gemacht haben. Ein Zeichen dafür, wie wichtig es ist, unsere natürlichen und kulturellen Schätze zu bewahren und weiterzugeben.