Riga: Die schöne Lettin an der Daugava

Blick auf Riga. Foto: Arlt
Blick auf Riga. Foto: Arlt

Diva des Baltikums, Paris des Nordens, Lettlands Schönste – Riga schmückt sich mit vielen Superlativen. Und das darf die lettische Hauptstadt auch. Denn hier kann man Geschichte atmen, Traditionen erfahren, Architektur bestaunen, Leben genießen – und im Sommer den schönsten Sonnenuntergang erleben.

Das Schwarzhäupterhaus am Rathausplatz wurde erstmals im Jahr 1334 erwähnt. Foto: latvia.travel
Das Schwarzhäupterhaus am Rathausplatz wurde erstmals im Jahr 1334 erwähnt.
Foto: latvia.travel

Rigas ganzer Stolz ist die historische Altstadt mit dem über 800 Jahre altehrwürdigen Dom, der Petri- und Johanniskirche, den vielen Backsteinbauten und engen verwinkelten Gassen. Besondere Juwele sind das im Zweiten Krieg zerstörte und nach 1991 wieder aufgebaute Schwarzhäupterhaus, das Gebäudeensemble der „Drei Brüder“ mit dem ältesten Wohnhaus in Riga sowie Schwedentor und Pulverturm als letzte Zeugnisse der ehemaligen Stadtmauer. Doch die alte Hansestadt an der Daugava verzaubert auch mit ihren rund 800 Jugendstilhäusern, die vor allem in der Neustädter Albertstraße und Elisabethstraße mit ihrer Schönheit um die Wette eifern. Mit diesen architektonischen Prachtbauten kann sich Riga locker mit anderen Jugendstilmetropolen wie Paris, Wien oder Barcelona messen. Und mit all diesem Erbe gehört die lettische Hauptstadt nicht ohne Grund zum Weltkulturerbe. Auch kulinarisch muss sich die schöne Lettin mit ihrer vor allem deftigen Küche nicht verstecken. Mein Tipp: Probieren Sie unbedingt Knoblauchbrot und Johanniskäse, der aus Quark, Milch, Eiern, Butter und viel Kümmel zubereitet wird, und trinken Sie dazu ein würziges, in Riga gebrautes, Bier. Echte Bierfans sollten sich aufmachen in die kleine Brauerei „Labities“. Sie befindet sich außerhalb der Altstadt auf einem ehemaligen Fabrikgelände. Nicht weit entfernt wartet süße Schokolade im Laima-Museum. Probieren Sie auch – vor allem nach herzhaftem Essen – den schwarzen hochprozentigen Kräuterlikör „Rīgas Melnais balzams“. Und schauen Sie rein in den Zentralmarkt. Dort schlägt das kulinarische Herz der Stadt. In den Hallen, die ursprünglich für Luftschiffe errichtet wurden, gibt es alles – vom Kaviar bis zur hin zur Sauerampfersuppe. Kosten Sie sich durch!

Wenn in Riga die rote Sonne untergeht …
Mädchen tragen Blumenkränze zum Johannisfest. Foto: latviatravel
Mädchen tragen Blumenkränze zum Johannisfest.
Foto: latviatravel

Obwohl Riga zu jeder Jahreszeit eine gute Figur macht – in den Sommermonaten übertrumpft sich die Stadt selbst mit ihrem Charme und scheint noch stolzer und selbstbewusster zu sein. Das hat seinen Grund: Es ist die Zeit des Mittsommers. Die Sonne herrscht über die Nacht und taucht Riga in ein magisches Licht. Und die Rigaer selbst scheinen einer leidenschaftlichen Fröhlichkeit verfallen zu sein. Besonders mitreißend ist sie in der Nacht der Nächte vom 23. zum 24. Juni, wenn die Letten das Johannisfest feiern. Schon Tage vorher werden die Häuser mit Blumen und Blättern geschmückt und die ganze Stadt ist ein blühender Markt. Augenweide ist vor allem der Gräsermarkt auf dem Domplatz. In der Johannisnacht selbst, tagen die Mädchen ihre selbst geflochtenen Blumenkränze, die sie vor Bösen bewahren sollen. Männer wiederum tragen Kränze aus Eichenlaub – aber nur, wenn sie Janis heißen, der übrigens der beliebteste lettische Männername ist. Liebespaare suchen nach einem Farn, dessen Blüte sich nur in dieser in dieser Nacht öffnet und Glück bringen soll. Und überall lodern natürlich die Johannisfeuer, an denen die ganze Nacht gesungen und getanzt wird bis zum Morgen.

Ostseestrand in Jurmala. Foto: latviatravel
Ostseestrand in Jurmala.
Foto: latviatravel

Wobei die Rigaer dieses Fest nicht in der Stadt, sondern mit Familie oder Freunden auf dem Land oder an den Stränden der Ostsee verbringen – wie im etwa 25 Kilometer entfernten Seebad Jurmala mit seinem etwa 30 Kilometer langen Traumstrand aus weichem weißem Sand. Doch es ist nicht nur der Strand, der Jurmala so anziehend macht. Gesundes Seeklima, heilende Schwefelquellen und Moor haben den einstigen Fischerort in ein Eldorado für Sanatorien, Kurgäste und Sommerfrischler verwandelt. Ganzer Stolz des Kurbades sind seine Holzhäuser aus dem 19. und 20. Jahrhundert mit kunstvollen Fassaden- und Dachschnitzereien, Türmchen und Veranden. Mehr als 4.000 sollen es sein. Viele sind oder werden saniert, andere harren noch in einem Dornröschenschlaf. Doch leider findet sich auch so manches moderne Gebäude im historischen Ensemble, das nicht so recht passen will. Die Lebensader von Jurmala ist die Bummelmeile „Jomas Jiela“, wo sich Hotels, Geschäfte, Bars; Boutiquen und Cafés aneinanderreihen und wo Urlauber und Kurgäste flanieren wie auf einem Laufsteg. Hier heißt es, sehen und gesehen werden und Jurmala macht seinem Namen als Rivera des Nordens alle Ehre. Doch gegen Mitternacht zieht es sie alle wieder hinunter an den Strand, wo man sich am besten ein stilles Fleckchen sucht und in Gedanken versunken der Sonne ins Gesicht schaut, die kurz im Meer versinkt, um gleich danach schon wieder aufzutauchen. Romantischer kann ein Tag nicht enden oder beginnen.

Bärbel Arlt