Brandenburg und Sachsen: Industriekultur

Im Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda lernen Kinder spielerisch, wie Computer funktionieren. Foto: Tourismusverband Lausitzer Seenland, Nada Quenzel
Im Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda lernen Kinder spielerisch, wie Computer funktionieren. Foto: Tourismusverband Lausitzer Seenland, Nada Quenzel

Kunstkurs im Dieselkraftwerk, Familienauszeit in der Ölmühle, Roboterbau im Computer-Museum und Wind-Experimente im energieautarken Dorf: Spannende Erlebnisse wie diese halten die Museen und Sehenswürdigkeiten der Brandenburger Industriekultur in den Winterferien bereit. Sie laden Familien ein, auf die Spuren der Industriegeschichte zu gehen und die Zukunft der Technik kennen zu lernen. Vier Tipps.

Kunstkurs im Dieselkraftwerk

Mitten im Zentrum von Cottbus, an einem der idyllischsten Plätze der Stadt, auf einer Insel zwischen Mühlengraben und Spree steht ein Paradebeispiel für die elegante Kraftwerksarchitektur der 1920er Jahre. Hinter einer filigranen Ziegelfassade mit aufstrebenden Fensterfronten versteckte Architekt Werner Issel ein Dieselkraftwerk mit einem 1500 PS starken Generator als Teil der Stromversorgung der Stadt. 1927 wurde der Bau vollendet.

Nach vierjährigem Umbau erhielt das Industriedenkmal 2008 eine neue Aufgabe: Das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst (BLMK) zeigt hier die weltweit umfassendste, museale Sammlung von Kunst aus der DDR und nachfolgenden Generationen. Von der industriellen Vergangenheit erzählen heute Schautafeln zur Geschichte des Dieselkraftwerks in den Räumlichkeiten des ehemaligen Museumscafés sowie die monatlich stattfindenden Stadtspaziergänge „Wandel(n) rund um das ehemalige Dieselkraftwerk“.

In den Winterferien sind Kinder eingeladen, künstlerisch kreativ zu werden. Vom 31. Januar bis 2. Februar 2023 heißt das Museum Acht- bis Elfjährige zum Ferienkurs „Werwolf im Tutu. Bildmix mit Überraschungseffekt“ willkommen. Dabei kombinieren sie Ausschnitte aus Zeitschriften zu neuen Bildern.

Übernachten in der Ölmühle

Auch nordwestlich von Berlin hat ein Industriedenkmal eine neue Aufgabe bekommen. In den Backsteingebäuden des Elbe Resorts Alte Ölmühle Wittenberge wird längst kein Lampenöl und Schmierfett mehr produziert. Heute übernachten hier Gäste in gemütlichen Zimmern eines Vier-Sterne-Hotels, entspannen in der großzügigen Wellnesslandschaft über den Dächern oder tauchen und klettern in den alten Öltanks.

Familien, die hier übernachten, können sich den täglich stattfindenden Führungen zur Industriegeschichte anschließen. Dabei erfahren sie, wie der Berliner Kaufmann Salomon Herz aus dem verträumten Ort Wittenberge einen florierenden Industriestandort machte, wie er den Bahnstreckenbau zwischen Hamburg und Berlin voranbrachte und wie Arbeiter einst aus Lein, Raps und Rüben Leucht- und Schmiermittel herstellten.

In den Winterferien heißt das Hotel zum dreitägigen Familienarrangement „Entspannung für die Großen, Spaß für die Kleinen“ willkommen. Während sich die Eltern im Spa-Bereich eine Auszeit nehmen, erkunden die Kinder die Funtasy World, eine Freizeitarena unter anderem mit Trampolinen, Labyrinth und Hindernisparcours. Auch Schnuppertauchkurse und Kletterstunden in den ehemaligen Öltanktürmen sind buchbar.

Code knacken im Zuse-Computer-Museum

Im Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda lernen Kinder spielerisch, wie Computer funktionieren. Foto: Tourismusverband Lausitzer Seenland, Nada Quenzel
Spielerisch Computer lernen.
Foto: Tourismusverband Lausitzer Seenland, Nada Quenzel

Wie mühsam es war, Maschinen das Rechnen beizubringen – und dass Computer einst ganze Räume füllten, können Kinder im Zuse-Computer-Museum im sächsischen Hoyerswerda erleben. Hier steht unter anderem ein Modell der „Z22“, eines frühen, auf mehrere Schränke verteilten Computers mit mächtigem Steuerpult. Es ist ein Relikt aus der Zeit, als Rechenmaschinen wie diese noch mit Ehrfurcht bedient wurden. Hier wird natürlich auch die Frage beantwortet, wer Konrad Zuse war – und was er mit Hoyerswerda zu tun hat.

Während der sächsischen Winterferien entführt das Museum nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die spannende Welt der heutigen Informatik: Familien finden in der Museumsrallye heraus, wie ein Computer funktioniert. Im interaktiven Audioguide „Hör Zuse“ erfahren Sie mehr über die Geschichte des Computers. Dabei müssen sie immer wieder knifflige Aufgaben lösen. Auch im Abenteuerspiel „Codehacker“ gilt es, Aufgaben zu meistern, um einen Zahlencode für einen Safe zu entschlüsseln. Bei „Lego Mindstorms“ bauen Klein und Groß gemeinsam einen programmierbaren Roboter aus Bausteinen.

Wind-Rallye im energieautarken Dorf

Könnten sich Städte und Dörfer selbst und CO2-neutral mit Energie versorgen? Nie war diese Frage spannender als heute. Ein kleiner Ort südwestlich von Berlin versucht eine Antwort. Feldheim, ein Ortsteil von Treuenbrietzen, ist seit 2010 energieautark. Über 50 Windkraftanlagen, ein Solarpark und eine Biogasanlage versorgen den Ort vor der Haustür mit Strom und Wärme.

Das Neue Energien Forum Feldheim bietet Familien die Möglichkeit, das Projekt bei individuellen oder geführten Touren kennenzulernen. Mit einem Audioguide fürs Smartphone erkunden sie auf einem einstündigen Spaziergang selbstständig die verschiedenen Stationen. Dabei lernen sie unter anderem, wie Mist zu Wärme wird oder wie eine Windkraftanlage funktioniert.

Am 31. Januar 2023 geht es auf Wind-Rallye. Bei der geführten Tour erfahren Familien an Lernstationen durch Experimente und Mitmachaktionen wie aus Wind, Sonne und Biogas Energie entstehen kann.


Das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg setzt sich seit 2017 für den tourismusfachlichen Austausch der bedeutendsten Industriekulturorte im Bundesland ein, organisiert gemeinsame Marketingmaßnahmen und knüpft Kooperationen mit touristischen Partnern.