Arberland: Pichelsteinerfest & Glasnacht

ichelsteinerfestzug © Woidlife
ichelsteinerfestzug © Woidlife

Vom 28. Juli bis 2. August 2023 feiert Regen im ARBERLAND das legendäre Pichelsteinerfest, bei dem einer überaus bekannten, aus dieser Region stammenden Delikatesse, gehuldigt wird: dem Pichelsteiner Eintopf. Erstmals wurde das Fest 1874 gefeiert, anfangs war es noch ein kleines Hoffest zum Kirchweihmontag – heute ist es einer der Höhepunkte im Veranstaltungskalender der Region. Den Auftakt des mehrtätigen Events macht traditionell ein Festzug, bestehend aus Spielmannszügen, Festwagen, Blaskapellen und als Höhepunkt, dem „Zehnerzug“, ein Gespann aus zehn französischen Kaltblütern und einem geschmückten Festwagen der Brauerei Falter. Während der Feierlichkeiten finden darüber hinaus Konzerte, Wasserspiele und eine Gondelfahrt auf dem Fluss Regen*1statt. Am Montag der 6-tägigen Veranstaltung heißt es dann: Löffel her und ran an die Kessel! Dann werden die bis zu 3.000 Portionen des köstlichen Pichelsteiner Eintopfs auf dem Festgelände an die hungrigen Gäste verteilt. 

Pichelsteinerfestkoch Günther Prinz .
Pichelsteinerfestkoch Günther Prinz.
© Woidlife

Pichelsteinerfestkoch Günther Prinz

Seit bereits 21 Jahren ist Günther Prinz Pichelsteinerfestkoch – gemeinsam mit einem achtköpfigen Team bereitet er die 1.700 Liter Pichelsteiner Eintopf zu. Jedes Jahr nach alt überliefertem Rezept. Dazu werden allein rund 16 große Säcke Kartoffeln benötigt und klein geschnitten, ebenso Lauch, Karotten, Sellerie und Petersilie, sowie bestes Fleisch von Metzgern aus der Region. Rund sieben Stunden benötigen die Köche allein fürs Schnippeln der Zutaten. Weitere vier dann noch einmal fürs Kochen in den riesigen, bis zu 400 Liter großen Kesseln. „Ganz wichtig bei einem Pichelsteiner ist es,“ so verrät Günther Prinz, „die verschiedenen Zutaten je nach ihrer Garzeit in den Topf zu schichten. Zunächst wird das Rindergulasch mit Zwiebeln glasig angeschwitzt und mit Brühe aufgegossen, dann kommen Schweine- und Kalbfleisch hinzu. Anschließend dann nach und nach das Gemüse. Wichtig ist die Reihenfolge, damit keine Zutat zu früh oder zu spät in den Eintopf kommt“.

Herkunft und Legende des Pichelsteiner Eintopfs

Der Legende nach war es die Regener Bäuerin Augusta Winkler, die 1742 im Gasthaus Wieshof den Eintopf aus der Not heraus ins Leben rief: Sie sollte den Panduren Trenk und seine Gefolgsleute bewirten, hatte jedoch nur Rüben, Kraut und einige Reste Fleisch zur Hand. Diese kochte sie zusammen in einem großen Kessel, dem Pichel, der über dem Feuer hing. Der Eintopf soll so köstlich gewesen sein, dass die räuberische Bande friedvoll weiterzog. Das Rezept hatte sich bewährt und blieb erhalten.

Mehrere sichere Belege bezeugen jedoch, dass den Gästen des Büchelsteiner Festes bei Grattersdorf seit 1839 der Pichelsteiner- Eintopf angeboten wurde. Seine Entstehung wird der Grattersdorfer Wirtin Augusta Winkler zugeschrieben, die 1848 in Regen geheiratet hat und dort und später in Grattersdorf, unterhalb des Berges Büchelstein, mit ihrem Mann einige Jahre eine Gastwirtschaft betrieben hat.

Wer beim Pichelsteinerfest nicht mitfeiern kann, hat natürlich das ganze Jahr über die Gelegenheit, im ARBERLAND die Delikatesse zu probieren: Zahlreiche Gasthäuser, Restaurants oder Biergarten im Bayerischen Wald führen den Pichelsteiner Eintopf auf ihren Speisekarten.

Die Glasnacht in Zwiesel

Einen Tag vor Maria Himmelfahrt, am 14. August 2023, wird in Zwiesel die Nacht zum Tag: Einheimische und Gäste feiern gemeinsam die Zwieseler Glasnacht. Unter dem Motto „Glas-Feuer-Licht“ wird an verschiedenen Plätzen in der Innenstadt ausgelassen gefeiert. Traditionell wird die Glasnacht vom amtierenden Bürgermeister sowie der Glaskönigin eröffnet. Mehr als 1.000 Schwedenfeuer und Windlichter aus Glas sind in der Innenstadt verteilt, sorgen für ein einmalige Atmosphäre und weisen den Gästen den Weg zu den einzelnen Veranstaltungsorten. Vom Stadtplatz bis zur Glaspyramide, der mit acht Metern höchsten Kristallglas-Pyramide der Welt – überall ist etwas los, überall locken andere Darbietungen und Attraktionen. Glas-Vorführungen und ein großer Glasflohmarkt stehen im Mittelpunkt des Programms, Bands sorgen für den unterhaltsamen Sound und die Open-Air Gastronomie fürs leibliche Wohl: So sieht ein „Sommernachtstraum made in Zwiesel“ aus.

Glas im Bayerischen Wald hat eine lange Tradition

Der Bayerische Wald ist nicht für seinen Wald, sondern auch für ein uraltes Handwerk, die Glasherstellung, bekannt. Dass Glas im Bayerischen Wald hergestellt wird, ist naheliegend – gibt es hier doch fast alles dafür Benötigte: Holz aus den Wäldern, um die Öfen zu heizen und Pottasche herzustellen sowie Quarz. Bereits im 14. Jahrhundert entstanden im ARBERLAND die ersten Glashütten. Einige von ihnen sind auch heute noch aktiv, so auch bekannte Glasfabriken wie Joska Kristallglas in Bodenmais oder Schott Kristallglas und die Kristallglasmanufaktur Theresienthal in Zwiesel. Die „Glas-Hauptstadt“ im Bayerischen Wald ist Zwiesel, die durch die Produktion von feinstem Glas die gesamte Region nachhaltig geprägt und maßgeblich beeinflusst hat. Mit dem Bewahren des Handwerks, Ausstellungen und bunten Veranstaltungen würdigen die Zwieseler das Glas auch heutzutage: 

Die Glaskönigin

Die aktuelle Glaskönigin im Arberland.
Die aktuelle Glaskönigin.
© Marco Felgenhauer / Woidlife Photography

Wie es sich für eine echte Glas-„Hauptstadt“ gehört, „regiert“ hier auch eine Glas-Königin. Seit 2019 ist die gebürtige Zwieselerin Veronika „Vroni“ Schwarz nun im Amt, am 15. Juli wird ihre Nachfolgerin gewählt.

Die Glashoheit ist Repräsentantin und Botschafterin der Stadt und vertritt dabei das Glas, die Glasberufe, die Glasbetriebe, die Glasstraße und natürlich die Glasstadt Zwiesel bei Empfängen, Festen sowie bei überregionalen Veranstaltungen und Messen. 

Glaskompetenz auch in Sachen Ausbildung: die Glasfachschule in Zwiesel

Nach wie vor ist es möglich, in Zwiesel eine qualifizierte Ausbildung als Glasbläser zu erlernen. Namhafte Glasmacher, -schleifer und -künstler aus der Region wie Magdalena Paukner, Alois und Hans Wudy oder Stefan Stangl besuchten die renommierte Glasfachschule in Zwiesel. Sie ist Deutschlands älteste und größte Fachschule dieses Handwerks und genießt als Kompetenzzentrum für Glas einen internationalen Ruf. Als staatliches Berufsbildungszentrum für Glas offeriert die Glasfachschule Zwiesel ein umfangreiches Aus- und Weiterbildungsangebot für alle, die kreativ-gestalterisch arbeiten, einen glashandwerklichen oder industriellen Beruf erlernen oder sich in der Technik weiterbilden möchten. 

Glashandwerk heute: Franz Straub und sein Sohn

„Zwiesel Glas und ich – das ist eine hervorragende Symbiose“, meint der Glas-Kunsthandwerker Franz Straub. Schon als Kind war er von der Magie des Glases fasziniert: „Jeden Sonntagvormittag hat mein Papa Schnupftabak-Bixl von einem Bekannten abgeholt, die dieser veredelt hat. Ich habe ihm stundenlang beim Gravieren und Schleifen zugeschaut. Von da an wusste ich: Ich will das auch machen“. Nach einigen Stationen in der Glasindustrie machte sich Straub schließlich selbständig, um kreativer arbeiten und sein Handwerk individueller gestalten zu können. Heute ist er mit seinem Sohn und seiner Schwiegertochter in den Räumen von Zwiesel Glas mit einem Arbeits- und Verkaufsstand präsent. Einheimische und Besucher schätzen ihn u.a. wegen seiner Fachexpertise – er repariert Glas, schleift und graviert Gläser, Vasen oder Teller und verwandelt jedes Stück in ein Unikat. 

*1 – Wegen Brückenbauarbeitenin Regen fällt die traditionelle Gondelfahrt dieses Jahr aus.


Über das ARBERLAND: Das ARBERLAND im Bayerischen Wald ist eine Urlaubsregion mit 24 kleineren bis mittelgroßen, bekannteren und weniger bekannteren Feriengemeinden rund um den Großen Arber. Es steht für Wald, intakte Natur, Brauchtum, Tradition und Glas-Herstellung/Kunst und Kulinarik/regionale Küche. Der Name „Arberland“ unterstreicht die regionale Nähe zum Großen Arber, dem höchsten Berg des Bayerischen Waldes. Urlaubern jeder Altersgruppe stehen hier vielfältige Erlebniswelten zur Wahl: von Outdoor-Abenteuern (Wandern, Reiten, Mountainbiken, Winter-Aktivitäten uvm.) über authentische Naturerlebnisse, regionaler Küche bis zu Kultur und Brauchtum.