Prignitz: Beschaulich mit historischem Ambiente

Unsere Reise durch die Prignitz begann in der charmanten Stadt Wusterhausen, die mit ihrer reichen Geschichte und beeindruckenden Architektur auf uns wartete. Die Altstadt wartet mit einem faszinierenden Architekturmix aus verschiedenen Epochen auf. Unsere Stadtführerin nahm uns mit auf einen Rundgang durch die engen Gassen der Stadt. Gut erhaltene Fachwerkhäuser und historische Gebäude zeugen von einer langen und bewegten Vergangenheit. Wir hörten Geschichten über die Bedeutung der Stadt als Handelszentrum und erfuhren von den Ereignissen, die die Geschichte dieser Region geprägt haben. Daran erinnert auch die Skulptur „Die Schiffer“ des Künstlers Jan Witte-Gropius im Herzen der Stadt, die die Bedeutung der Wasserwege Dosse, Havel und Elbe und des Handels für Wusterhausen/Dosse darstellt. Vom daraus erwirtschafteten Wohlstand der Stadt zeugt beispielsweise die verhältnismäßig prunkvolle Stadtkirche St. Peter und Paul.

Markante Gebäude auf dem Marktplatz sind nicht nur das spätklassizistische Rathaus und die Stadtkirche, sondern auch das Barockhaus Am Markt 3 mit Wegemuseum und Bibliothek. Das Wegemuseum thematisiert die „Historischen Wege im Wandel der Zeit“ anhand der Stadt- und Regionalgeschichte und zeigt auf anschauliche Weise den Einfluss der Lage einer Stadt an einem Fernweg – in diesem Fall die Dosse und die Strecke Berlin-Hamburg – auf die Stadtentwicklung. Vom slawischen Einbaum bis zur Transitverbindung BRD-Westberlin handeln viele Geschichten des Museums. Sogar der berühmte Pilgerweg zwischen der Wunderblutkirche St. Nikolai in Bad Wilsnack und Berlin führt über Wusterhausen. Besucher können hier gut in die Geschichte der Region eintauchen und die Entwicklung der Verkehrswege und Handelsrouten nachvollziehen. Die angeschlossene Bibliothek und Touristinfo bieten wertvolle Informationen für weiteren Abenteuer. Im bezaubernden Innenhof kann man ausspannen und Werke lokaler Künstler bestaunen.

Das Wegemuseum in Kyritz.

Erholsame Natur erlebt man am nahegelegenen Klempowsee, der südlichste Ausläufer der 22 Kilometer langen Seenkette. Nicht weit von der Altstadt Wusterhausens entfernt, locken zur warmen Jahreszeit das Strandbad und reetgedeckte Bootshäuser Ausflügler in die Stadt der zwei Gesichter.

Kyritz
Open Air Theater der Knattermimen.

Nicht weit von Wusterhausen entfernt kommt man zur Hansestadt Kyritz an der Knatter, die jedoch eigentlich an der Jäglitz liegt. Den Beinamen erhielt die Stadt von Reisenden, die sich durch das Geknatter der Mühlräder gestört fühlten. Aber die Kyritzer nahmen es mit Humor und vermarkten seither den Begriff „Knatter“ ganz gut. Selbst die Knattermimen – eine Theatergruppe der Stadt – reiten auf dieser Welle. Inmitten der historischen Kulisse des Klosterhofes erwecken die Schauspieler die Vergangenheit mit viel Leidenschaft zum Leben und ernten auf jeder Vorstellung großen Applaus.

Ansonsten geht es in dem kleinen Städtchen heute ohne das Mühlengeklapper wesentlich geruhsamer zu. Den Reiz der Stadt macht die Mischung aus unterschiedlichen Architekturepochen aus. Das älteste Bauwerk ist das Franziskanerkloster, das im 13. Jahrhundert entstanden ist und zu den bedeutendsten der Mark Brandenburg gehörte.

Wer es noch ruhiger mag, sucht sich ein stilles Plätzchen an einem der Seen ringsum. Die Stadt schmiegt sich an das Landschaftsschutzgebiet „Kyritzer Seenkette“. Wie an einer Perlenschnur aufgezogen erstrecken sich die Seen des Ober- und Untersees. Mitten im Untersee lädt der Biergarten INSL zu einem Ausflug ein. Hinüber geht es mit einer kleinen Elektrofähre, die man mit einer Glocke herbei ruft. Herzstück der INSL ist neben dem Wirtshaus der Biergarten mit der überdachten Veranda und die Terasse direkt am Nordufer. Das Konzept der engagierten Betreiber ist auf Regionalität und Nachhaltigkeit ausgerichtet.

Die INSL ist ein modernes Wirtshaus mit großzügigem Biergarten und naturbelassenem Inselpark.
Neustadt Dosse

Auf Pferdestärken setzt man hingegen in Neustadt (Dosse). Hier ist man meist hoch zu Ross unterwegs und das hat einen guten Grund: Neustadt (Dosse) ist so etwas wie die Hauptstadt der Pferdezucht in Brandenburg. Hier hat das Brandenburgische Haupt- und Landgestüt seinen Sitz. Nicht nur für Freunde des Pferdesports, sondern auch Architekturliebhaber finden Gefallen an dem Gebäudeensemble. Es gilt als Kleinod preußischer Baukunst, nicht umsonst wird das Gestüt als „Sanssouci der Pferde“ bezeichnet.

Auf einer Führung durch das Gestüt erfuhren wir einiges über die Pferdezucht in Neustadt. Es war beeindruckend zu sehen, wie die Pferdezüchter die Traditionen der Vergangenheit mit modernen Zuchtmethoden verknüpfen, um gesunde und leistungsfähige Pferde zu züchten.

Interessant ist hier auch das Kutschenmuseum, das zahlreiche restaurierte Kutschen, Pferdewagen und Schlitten aller Epochen zeigt. Ihren großen Auftritt haben die Gefährte bei den jährlichen Hengstparaden.

Fazit

Von der reichen Geschichte bis hin zur Naturpracht der Seenkette – die Prignitz hat sich als ein echter Geheimtipp erwiesen. Die Mischung aus Kultur, Natur und kulinarischen Genüssen macht diese Region zu einem erholsamen Erlebnis fernab von Großstadtflair und -hektik.