Niedersachsen: Bauhaus trifft Fachwerk

Celle hat sich den Charme einer Fachwerkstadt erhalten.
Celle hat sich den Charme einer Fachwerkstadt erhalten.

Die ehemalige Residenzstadt Celle besitzt etwa 500 restaurierte, denkmalgeschützte Fachwerkhäuser und damit das größte geschlossene Fachwerkensemble Europas. Nicht satt sehen mag man sich an den Fassaden dieser Häuser, die aus dem 16.–18. Jahrhundert stammen. Sie schmücken sich mit diabolischen Gestalten, Planetengöttern und Fabelwesen sowie Inschriften, Rosetten und Ornamenten.

Celler Caféhaus
Celler Caféhaus

Am Platz Großer Plan sitzt man gern im Traditionscafé Kiess und Krause, das 1871 noch als Baumkuchenfabrik fungierte. Hier hat 1928 Bauhaus-Architekt Otto Haesler seine Spuren hinterlassen und die Grundzüge des Kaffeehauses geschaffen. Bald 30 Jahre lang hat er das Stadtbild mitgeprägt und den Wohnungsbau revolutioniert. So entstanden zwei Siedlungen sowie mehrere markante Einzelbauten. Mehr dazu erfährt man im Otto Haesler Museum. Auf ihrer Architektur-Route bietet die Stadt Führungen jeglicher Art an.

Das Fagus Werk in Alfeld.
Das Fagus Werk in Alfeld.

In Alfeld ist das Fagus Werk eine Ikone moderner Baukunst. Die Fabrik für Schuhleisten und -formen gründete 1911 Carl Bentheim. Die Entwürfe stammen vom jungen Bauhaus-Architekten Walter Gropius – sein erstes Bauwerk gemeinsam mit Adolf Meyer. Der Ursprungsbau zeigt viel Glas, Helligkeit und klare Formen. Das Besucherzentrum weist auf ein Museum, Führungen und Veranstaltungen hin.

Das historische Gildehaus Kaiserworth steht seit 1484 in Goslar.
Das historische Gildehaus Kaiserworth steht seit 1484 in Goslar.

Wer Goslar besucht, denkt zunächst an die Kaiserpfalz, die im Jahre 1050 erbaut wurde und heute zum Weltkulturerbe gehört. In der Stadt finden sich 1500 denkmalgeschützte Häuser aus mehreren Epochen. Dabei wurde viel Schiefer verarbeitet und etliche Straßen verfügen noch über Kopfsteinpflaster.

Länger aufhalten möchte man sich auf dem historischen Marktplatz, auf dem der Goldene Adler als Wappentier seine Flügel spannt. Auf dem Platz ertönt ein Glockenspiel mit Figuren, die an die Geschichte des Bergbaus erinnern. Umlagert ist häufig das Gildehaus Kaiserworth, an deren Fassade neben zahlreichen Figuren ein kleiner Knabe seinen Allerwertesten zeigt. Es ist der Dukatenscheißer, als Symbol für damalige Schuldner, die geliehenes Geld zurückzahlen sollen.

Weil besonders Fachwerkhäuser ein Garant für stimmungsvolle und gemütliche Weihnachtsmärkte sind, kann man sich im Winter bei der Entdeckung der beiden Baustile zusätzlich auf eine romantische Atmosphäre freuen.

Text und Fotos: Elke-Petra Thonke