Genfer See: Auf den Spuren bedeutender Frauen

Blick auf den Genfer See.
Blick auf den Genfer See.

Zweitgrößter und wasserreichster See Mitteleuropas, mildes Klima und im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Frankreich gelegen – die Rede ist vom Genfer See. Das Erbe von Coco Chanel und Audrey Hepburn prägt die Region.

Nein, in Lausanne ist nicht der Hund begraben, obwohl im Park des legendären und eleganten Hotels Beau-Rivage-Palast der Hund von Coco Chanel beerdigt ist. Auch die französische Mode-Ikone selbst wurde in der französischsprachigen Schweizer Stadt am Genfer See bestattet. Die letzten zehn Jahre ihres bewegten Lebens (1883-1971) verbrachte sie in Lausanne, belebte einige Jahre das besagte Hotel der Belle-Epoche-Zeit, bevor sie sich ein Haus kaufte.

Das Nobelhotel Beau-Rivage-Palace.
Das Nobelhotel Beau-Rivage-Palace.

Coco Chanel prägte zu ihrer Zeit einen Kleidungsstil, der wesentlich zur Emanzipation der Frau beitrug. Seit damals hat sich auch etwas bei den Eidgenossen getan, obwohl allein das Wahlrecht für Frauen in der Schweiz erst 1971 eingeführt wurde. Inzwischen aber ist das weibliche Geschlecht längst in Führungspositionen angekommen, wie Nathalie Seiler, die charmante und selbstbewusste 46-jährige Generalmanagerin der Fünf-Sterne-Nobelherberge Beau-Rivage. Auslandserfahrungen kommen ihr zugute, allein schon im Umgang mit hochrangigen Persönlichkeiten. Familienmitglieder aus europäischen Königshäusern, führende Politiker aus aller Welt, Künstler und Geistesschaffende betten seit eh und je ihr müdes Haupt in diesem legendären Hotel. Nur wenige Schritte entfernt bietet sich ein Besuch im Olympischen Museum an. Schließlich wurde die Idee, die olympischen Spiele der alten Griechen wieder aufleben zu lassen, in Lausanne geboren und hier hat auch das IOC seinen Sitz.

Unter verschiedenen interessanten Kulturtempeln ist besonders das Design Museum Mudac angesagt, in dem angewandte und zeitgenössische Kunst zu sehen ist. Auch hier hat eine Frau das Zepter in der Hand. Die in Lausanne geborene Kunsthistorikerin Chantal Prod´hom gilt als Expertin ihres Fachs. Die sympathische Frau mit Sinn für feinen Humor, stand ihren “Mann“ schon als Kuratorin in einem Kunstmuseum und war Lehrbeauftragte in Italien.

Vor wenigen Wochen ist das Aquatis-Vivarium, das größte Süßwasser-Aquarium Europas eröffnet worden. Auch hier agiert eine Direktorin: Angélique Vallée-Sygut kann auf zehn Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Und es ist ein wesentlicher Verdienst der Meeresbiologin, dass sich auf 3.500 Quadratmetern rund 100 Reptilien und 10.000 Fische tummeln und Besucher über fünf Kontinente bummeln können. Zuvor war sie als Projektmanagerin in Monaco tätig.

Ja, es lässt sich leben in Lausanne. Ein guter Treffpunkt in der Altstadt ist der Place de la Palud, wo der Brunnen der Gerechtigkeit steht und in unmittelbarer Nähe die monumentale, gotische Kathedrale aus dem Jahr 1275. Eine hölzerne steile Markttreppe verbindet die obere und untere Stadt. In Sichtweite befindet sich das alte Rathaus. Fußläufig ist der hippe Stadtteil Flon erreichbar – architektonisch ein wirklich krasses Gegenstück zur mittelalterlichen Architektur. Mit der U-Bahn kommt man hingegen auch zum See. Am Hafen wiegen sich die über 100 Jahre alten Schaufelradschiffe, die inzwischen zum Kulturgut gehören.

Lausanne war zu allen Zeiten ständiger Magnet. Im alten Rathaus gab Mozart als 10-jähriger Knabe 1766 ein Konzert. Auch Voltaire zog es Ende des 17. Jahrhunderts in die Stadt am Genfer See. Inzwischen kommen immer mehr junge Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern. Sie lernen und studieren an der ältesten Hotelfachschule der Welt sowie den Universitäten. Und an der Béjart-Schule wird der Ballett-Nachwuchs gefördert.

Wer noch einige Tage abzweigen kann, sollte das nur wenige Kilometer entfernte Morges des Kanton Waadts besuchen. Das größte Andenken genießt hier die berühmte englische Schauspielerin Audrey Hepburn (1929-1993), die meist fotografierte Frau der Welt. Sie lebte fast 30 Jahre in Tolochenaz, dicht bei Morges und fand dort auch ihre letzte Ruhe. 1969 heiratete sie im Rathaus von Morges ihren zweiten Mann, Andrea Dotti. Die Einwohner liebten ihre Eleganz, Bescheidenheit und Freundlichkeit. Bis vor kurzem wurden in mehreren Ausstellungen Kleidungsstücke und Entwürfe gezeigt, die der heute 90-jährige Modeschöpfer Hubert de Givenchy initiierte. Er war mit Audrey Hepburn eng befreundet, entwarf und fertigte für sie 40 Jahre lang Kleider und Kostüme. Inzwischen ist die Ausstellung nach Calais gewandert. Geblieben sind, als Hommage an die Künstlerin, Sammlungen und Objekte in der Expo Fondation Bolle, mitten in der Hauptstraße der Altstadt.

Morges wird gern als koketteste Stadt der Schweiz bezeichnet. Träge schlängeln sich zwei Flüsschen durch die Ortschaft, in deren Mitte eine mittelalterliche Burg thront. Hinter deren Mauern sind Dauer- und Wechselausstellungen zu sehen. Im umliegenden Garten findet alle zwei Jahre im Juni ein internationales Skulpturen-Festival statt. In dem 16.000-Einwohner-Ort leben Menschen aus etwa 100 Nationen friedlich zusammen, auffallend besonders an Markttagen in der schönen Altstadt und an der Seepromenade. Und die Olympischen Winterspiele der Jugend 2020 in Lausanne werden frischen Wind auch in diesen zauberhaften Ort wehen.

Anreise:
Mit easyJet von Schönefeld nach Genf, Weiterfahrt mit dem Zug nach Lausanne (etwa eine Stunde).

Weitere Infos:
Tourismusverband Genferseegebiet

 

Text und Fotos: Elke Petra Thonke